Ernte 2020
Ernte 2020 – Der Jahrgang 2020 im Überblick
Dieser besondere Jahrgang startet durch die Corona-Pandemie holprig. Die Kellermeister der Weingüter mussten schwierige Entscheidungen betreffend der Vorgehensweise während des Weinjahres treffen. Die Pandemie hat das Jahr aber auch in einem positiven Sinne beeinflusst, denn besonders im vergangenen Jahr hat sich der Blick auf das Leben und die Wertschätzung von Genuss verändert.
Österreich
2020 ist für Weißwein in Österreich ein Jahrgang, indem der Alkoholgehalt der Weine etwas niedriger ist. In den Weinen ist mehr Frische und Knackigkeit spürbar als in anderen Jahren, da die Temperaturen im Sommer und Herbst keine Extremwerte angenommen haben. Ein Jahrgang, in dem die Eleganz im Vordergrund steht, auch in Weinbaugebieten mit eher kräftigeren Stilistiken. Besonders hervorzuheben sind Weißweine aus dem Burgenland, sowie dem Carnuntum und der Thermenregion. Die Weine sind im jugendlichen Stadium bereits sehr gut anzutrinken. Weine, die mit besonders hohen Qualitätsansprüchen produziert wurden, weisen ein erhebliches Lagerpotenzial auf. Bei Rotwein herrscht im Jahrgang 2020 Eleganz und Finesse. Dadurch geht vielleicht etwas Intensität und Frucht verloren, trotzdem zeugt die straffe Tannin- und Säurestruktur von einem großen Jahrgang. Besonders hervorzuheben sind hier die Rebsorten Pinot Noir, St. Laurent und Blaufränkisch.
Italien
Von Norden nach Süden herrschten in Italien im Jahr 2020 optimale Temperaturen. In allen Regionen konnten die Trauben eine perfekte physiologische Reife erlangen. In Südtirol sind besonders Rebsorten hervorzuheben, die eine längere Reifezeit benötigen, wie Lagrein, Cabernet Sauvignon, Pinot Noir und Gewürztraminer. Im südlichen und östlichen Teil der Region glänzen Sauvignon und Chardonnay. In Piemont entstand ein etwas kräftigerer Barbera und ein exzellenter Nebbiolo, da die Trauben lange am Stock reifen konnten. Somit wird dieses ein herausragendes Jahr für Barolo und Barbaresco. In der Toskana hingegen sind besonders die Weine aus der Region Montalcino hervorzuheben. Auch für das Chianti-Gebiet sowie Bolgheri und die Maremma gilt 2020 als ein sehr vielversprechendes Weinjahr.
Deutschland
Bisher sind alle Riesling-Niveaus sehr hoch einzuschätzen, dabei sind besonders Kabinett, Spätlese und Auslese zu erwähnen. Auch Beerenauslesen und TBA sind von ausgezeichneter Qualität. 2020 ist ein sehr gutes Jahr für Spätburgunder mit Fokus auf die Regionen Ahr und Pfalz.
Frankreich
3 Gebiete im Fokus:
Champagne
2020 heißt hier Qualität statt Quantität, zurückzuführen auf eine sehr hohe Qualität der Traube. Dabei ist die gut strukturierte, kräftige Pinot-Noir-Stilistik besonders prägnant. Mit diesem Jahrgang ergibt sich wieder ein großartiger „Triple-Jahrgang“, der in die Geschichte eingeht, wie es in den Jahren 1988 bis 1990 der Fall war.
Burgund
Ein relativ warmer Jahrgang, bei dem es während der Rebschönung Herausforderungen gab. Wer hier nicht genau auf den Schnitt geachtet hat, musste Probleme mit Verbrennungen der Trauben in Kauf nehmen. Durch lange, heiße Phasen im Sommer sahen die Trauben zunächst sehr reif aus, trotzdem gab es auch unreifes Traubenmaterial. Besonders hohe Qualitäten sind in der Region Chablis zu verzeichnen und in Teilen der Côte-d‘Or, in denen außerordentliche Arbeit im Weinberg geleistet wurde.
Bordeaux
Einer der wärmsten Sommer seit 1959 hatte eine frühe Lese zur Folge. Dass der Regen genau zur rechten Zeit eintraf, lässt den Jahrgang trotzdem sehr gut werden. Ein etwas höherer Alkoholgehalt und weniger Säure ergeben Weine, die bereits in jungen Jahren zu trinken sind und ein nicht ewiges Lagerpotenzial aufweisen, was in Bordeaux trotzdem nicht unter 10 Jahren liegen wird.
Portugal und Spanien
In beiden Ländern war eine etwas höhere Temperatur zu verzeichnen. Vermutlich wird es ein Jahr, indem auch Vintage-Port produziert wird. Aufgrund der hohen Qualität der Trauben weisen die Weine einen höheren Tannin-Gehalt auf und werden dadurch sehr lagerfähig.
Napa
Das Jahr 2020 war im Napa-Valley ein sehr schwieriges, da nahezu alle AVA‘s sehr schwer von den Waldbränden betroffen waren. In einigen Gebieten wiesen die Trauben in diesem Jahrgang sogar einen leicht rauchigen Geschmack auf. Im Vorteil waren daher Winzer, die bereits vor den Bränden gelesen haben.
Toskana
Die Tradition der Toskana besagt, dass dort schon seit Jahrhunderten Weinbau mit besonderem Augenmerk auf den Rotwein betrieben wird. Natürlich lässt sich heutzutage auch die herausragende Qualität der Weißweine nicht verleugnen, trotzdem schreiben die roten Giganten der Toskana ihre Geschichte. Der Boden in der Region weist dabei eine hohe Diversität auf, die Sandsteine und Mergelfelsen im Chianti-Gebiet, Lehm- und Gesteinsböden in Bolgheri oder der Galestro-Boden in Montalcino. Von Norden nach Süden gibt es verschiedenste Weinstilistiken, von seidig, eleganten Weinen bis hin zu muskulösen Kraftprotzen. Das Klima in der Toskana beruht auf einem starken mediterranen Charakter mit milden Wintern und heißen, langen Sommern, aus welchem die kräftigen Weine von Rebsorten, wie Sangiovese, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und Merlot resultieren. Im Fokus für dieses Jahr haben wir vier Weingüter:
Castello di Ama
Castello di Ama ist ein sehr traditionelles Weingut. Es stammt aus dem 17. Jhdt., aus welchem noch Teile des Schlosses erhalten sind. An der Rekonstruktion waren drei große Familien beteiligt, Pianigiani, Ricucci und Montigiani. Zwei dieser Familien sind noch heute am Weingut beteiligt. Ab der zweiten Hälfte des 19. Jhdt. hat der damals junge Weinbauer und spätere Önologe Marco Palanti immer mehr Wert auf ein sehr hohes Qualitätsniveau des Weines gelegt und diesem Anspruch mithilfe von Patrick Léon auch gerecht werden können. Rund um das Weingut Castello di Ama befinden sich ca. 75 ha Weingärten in einer Höhe von 420 - 500 Meter. Einer der fünf wichtigsten Weingärten ist Vigneto San Lorenzo (16,5 ha), aus dem die Gran Selezione: Castello di Ama San Lorenzo hervorgeht. Der Boden ist hier eine Mischung aus Kalk und Lehm. Der zweite Weingarten ist Vigneto Bella Vista (22,5 ha). Dieser ist ebenfalls berühmt für den Sangiovese. Ein weiterer Weinberg ist Vigneto La Casuccia (16,1 ha), der sich durch seine terrassierte Lage hervorhebt. Der Vigneto Montebuoni (14,7 ha) besticht durch seine Lehm-Kalk-Formation. Der steinige Untergrund fungiert dabei als Wärmespeicher. Der letzte, aber vermutlich bekannteste unter den Weingärten ist L’Apparita (2,5 ha), welcher ausschließlich mit Merlot bestückt ist. Bereits mit dem ersten Jahrgang 1985 ging aus ihm einer der berühmtesten Kult-Weine Italiens hervor.
Tua Rita
Die Geschichte von Tua Rita begann 1984, als Rita und Virgilio die Entscheidung trafen, auf ein kleines Grundstück in der Nähe von Suvereto Reben zu pflanzen und Wein zu kultivieren. Aus den anfänglichen 2 ha Rebfläche wurden inzwischen 30 ha. Mittlerweile wird das Weingut von Tochter Simona geführt. Der Fokus des Weinguts liegt auf Rotwein aus den Rebsorten Cabernet, Syrah und Merlot. Drei ihrer Weine sind dabei überaus bekannt in der internationalen Weinszene. Giusto di Notri, ein Blend auf Cabernet-Basis, der erstmals 1992 produziert wurde und oft als „die Seele“ des Weinguts bezeichnet wird. Per Sempre, ein Syrah, von dem es nur sehr wenige Flaschen pro Jahr gibt und Redigaffi, ein 100%iger Merlot, das Flaggschiff des Weinguts. Es war der erste italienische Wein, der vom berühmten Weinkritiker Robert Parker die vollen 100 Punkte erhalten hat. Dieser Wein entstand 1994, als Rita und Virgilio zwei Barrique-Fässer Merlot als Experiment separat vinifizierten, ohne zu wissen, dass sie damit einen internationalen Kultwein erschaffen.
Tenuta Argentiera
Im Herzen von DOC Bolgheri, einem Teil der Maremma, liegt die Tenuta Argentiera umringt von dichten Wäldern, welche mehrere hundert Jahre alt sind. Das Hauptaugenmerk liegt hier auf den großen Rotweinen, auf Basis von Merlot, Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc. Der große Vorteil ist, dass der Boden sowie das Klima in perfektem Einklang miteinander stehen. Die Qualität der Trauben nimmt in dieser Kellerei einen besonderen Stellenwert ein und auch die Rebstöcke werden während des gesamten Weinjahres überaus sorgfältig gepflegt. Mit insgesamt 75 ha Rebfläche gehört das Weingut zu den größeren in der Region, dabei haben die Böden der besten Weingärten einen hohen Kalkanteil, gepaart mit Lehm und durchlässigem Gestein. Die vier wichtigsten Weingärten sind Argentiera, Ventaglio, Villa und Poggio. Die historischen Crus, durch die das Weingut berühmt wurde, sind Giorgio Bartholomäus, Opheliah Maria und Lavinia Maria. Sie werden nur in ganz besonderen Jahrgängen produziert und auch die Anzahl der Flaschen pro Jahrgang ist streng limitiert. Alle Weine tragen die unverkennbaren Charakterzüge des Terroirs von Bolgheri in sich und spiegeln die Region in vollem Maße wider.
Tenuta di Trinoro
Zu Beginn der 90er-Jahre startete Andrea Francchetti das großartige Projekt Tenuta Trinoro. Nach seinen agronomischen Studienjahren in Bordeaux bei Château Ausone und Château Valandraud produzierte er 1997 den erste Jahrgang in seinem eigenen Weingut. Anfang 2000 startete er ein zusätzliches Projekt „Passopisciaro“ im Etna-Gebiet in Sizilien, wo er eine strenge Selektion der besten Weingärten durchführte, um auch dort hochwertige Weine zu produzieren. Die wichtigsten Rebsorten der Tenuta di Trinoro sind Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und Merlot. Die gesamte Weinlinie zeigt ein hohes Qualitätslevel, das bereits bei den Einstiegsweinen wie Le Cupole spürbar ist und bis zu den besten Crus Tenuta di Trinoro und Palazzi reicht. Dabei werden verschiedene Stilistiken vinifiziert, von reinsortig ausgebauten Rebsorten wie Magnacosta, ein reinsortiger Cabernet Franc, bis hin zu Cuvées aus allen drei Rebsorten. Die kalkigen Lehm-böden, auf denen die Weine wachsen, haben mit ihrem hohen Kieselanteil eine große Ähnlichkeit zu solchen aus dem Bordeaux und auch die angewandte Erziehungsform und hohe Stockdichte ähneln ihrem französischen Pendant. Aus der beständig angestrebten phenolischen Reife der Trauben resultiert eine hohe Konzentration im Wein, welche nicht nur in jungen Jahren ein auserlesenes Trinkerlebnis bietet, sondern auch ein enormes Lagerpotenzial mit sich bringt.
Die Vinothek empfiehlt: Nutzen sie die Vielfalt an ausgewählten Weinen - noch nie hat es so viele spannende Weine wie jetzt gegeben - und lernen Sie die Seele des Weins ein wenig mehr kennen - wir begleiten Sie dabei!
Schmökern Sie durch unseren aktuellen Weinkatalog!
Die letzen Jahrgänge im Überblick:
2019 - Ein nicht zu großer aber hervorragender Jahrgang kündigt sich an
2018 - Die Weinernte im Detail
2016 - die Rettung kam im Herbst
2015 - ein Jahr voller Freude