Weinbau und Klimawandel in Europa 2022
Ernte 2022
Beschleunigte Traubenreife
Auswirkungen des Klimawandels, insbesondere der Temperaturanstieg, zeigen sich in der Ernte 2022 vor allem in der Blockierung der Reifung durch die Unterbrechung der Photosynthese und der vorzeitigen Ernte. Bei höheren Durchschnittstemperaturen und großer Trockenheit haben die Pflanzen die Reifung blockiert, und einige Phasen des Lebenszyklus so zeitlich nach vorne verlegt. Die Trockenheit und die hohen Temperaturen haben zudem die Photosynthese blockiert, was wiederum Ungleichgewichte im Fruchtfleisch mit niedrigem Säuregehalt und unausgewogenem Verhältnis Zucker/Alkohol zur Folge hat. Das bewirkte auch Probleme mit der Farbe, den Tanninen und den Aromen des Weins. Ohne die gute Pflege im Weinberg und im Keller können flache Weine mit untypischen Düften, blassen Farben und grünen Tanninen eine Folge des Klimawandels sein. Neben erhöhter Sonneneinstrahlung und höheren Temperaturen bringt der Klimawandel auch weitere Wetterextreme wie Hagel, Überschwemmungen und Spätfröste mit sich. All diese Ereignisse können einen Jahrgang in einem Weinberg innerhalb von Minuten ruinieren.
Italien
In Italien begann die Ernte 2022 sehr früh. Nach Angaben des ISAC (Institut für Atmosphären- und Klimawissenschaften) lag der atmosphärische Niederschlag im August 2022 in Italien weit unter dem historischen Durchschnitt der letzten zwanzig Jahre. Laut einer ISAC-Studie über die Klimatologie von Hagelereignissen im Mittelmeerbecken über 20 Jahre hinweg geht man von der Zunahme von Hagelphänomenen um 30% aus.
Frankreich
In Frankreich stellte sich die Situation aufgrund von Dürre und Hitze ähnlich dar. Sogar in der Champagne war von einer frühen Lese die Rede. Tatsächlich zeigt das vom berühmten Comité veröffentlichte Dokument, wie der erste Tag der Ernte für einige Gemeinden der Côte de Bar im Bezirk Aube auf den 22. August vorverlegt wurde. Das Ausbleiben von Niederschlägen stellte für die Ernte das größte Risiko dar, so war etwa der Juli 2022 für das berühmteste Schaumweingebiet der Welt der trockenste Juli aller Zeiten.
Spanien
Die Rekordhitze in Spanien hat die dort ansässigen Winzer veranlasst sich in einer nächtlichen Ernte zu organisieren. War die Ernte im Dunkeln bisher kaum mehr als ein mit der Folklore verbundenes Phänomen, so haben Rekordhitzewellen die Kellereien zu dieser radikalen Entscheidung gezwungen. Die nächtliche Ernte ermöglicht es, der Tageshitze zu entfliehen und die Trauben so leichter zu kühlen, bei gleichzeitig weniger Energieverbrauch. Spanien kämpft gerade mit Blick auf die Wasser-reserven mit einer dramatischen Situation: Eine Dürre wie diese im Jahr 2022 hat es seit über tausend Jahren nicht mehr gegeben.
Deutschland
Auch Deutschland hat mit erhöhter Trockenheit zu kämpfen. Das Lagebild wird vom Deutschen Weininstitut aber durchaus optimistisch skizziert. Tatsächlich scheint es, dass die Weinberge fast überall gut auf die extreme Dürre dieses Jahres reagiert haben und dass kein besonders ungünstiges Wetterereignis die Situation ernsthaft beeinträchtigt hat. Die Situation bei älteren Weinbergen mit einem sehr tiefen Wurzelsystem ist weniger ernst, während es bei neu gepflanzten Weinbergen kritischer ist. Im Allgemeinen erwartet man körperreiche und gut gefärbte Weine bei Rotweinen und Weine mit einem guten aromatischen Bukett bei den Weißweinen.
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Die letzen Jahrgänge im Überblick:
2021 - Die Highlights des Weinjahres
2020 - Die Weinernte im Detail
2019 - Ein nicht zu großer aber hervorragender Jahrgang kündigt sich an